wüsste ich es nicht besser, könnt ich sagen: unsere wohnung ist ein aussenlager des möbelschweden. das bett «k.ura» der kiz ist abgebaut, sie schlafen auf ihren matratzen im zimmer. unser schlafzimmer ist zur abstellkammer mutiert, die matratze in der stube. zum einschlafen fernsehen, das macht irgendwie noch spass. trotzdem kommt mir kein fernseher ins schlafzimmer, jedenfalls jetzt noch nicht.
das häxli hatte diese nacht ein verdauungsproblem – irgendwas ist es immer in diesen ein, zwei nächten im monat, in denen sie uns nicht schlafen lässt! – und schlief wenig. ich drum auch. um 5.50 beendete der bollo die nacht und um 8.40 uhr wurde der plan gefasst, die wohnung bis auf weiteres zu verlassen, bevor es tote gibt. es gab einen wunderschönen tag: zmorge im örtlichen kafi, zugfahrt in die rosenstadt, dort zum schloss, zmittag beim grossen mc, und dann wieder heim, mittagschlafen, nochmals frischluft und jetzt: zapfenstreich. weil es der letzte sonntag in dieser wohnung war, hatte ich auch null mitleid mit den anderen hausbewohnern. :-)) die werden ja froh sein :-))
lill'lill mit bruder und mami war bei uns, und das hat für einmal vor allem beim häxli spuren hinterlassen: wenn es läutet an der tür, springt sie freudig erregt hin und sagt «baby!» bisher kam aber kein anderes baby zu besuch, nur eines im bauch.
noch drei krippentage, dann fährt der bollo in die berge zum schifahren mit den grosseltern und das häxli geht zu meinen eltern. dann ist definitiv ernst: wir sind wech.
«tschüss krippe», sagte der bollo heute beim wegfahren, «ich hab dich ganz fest lieb.»
in der krippe haben sie das abschiedsritual begonnen; in vier krippentagen wird ein foto mit den kindern schritt für schritt geöffnet. die fenster dazu sind die fenster eines zugs, wie ich gesehen habe.
ich hab fast geweint, als ich das das erste mal gesehen habe. es ist so endgültig, wie es für einen vierjährigen nur sein kann; es ist das erste mal in seinem jungen leben, dass er freunde zurück lassen muss. es tut mir im herzen weh zu sehen, wie weh es ihm tut, wie ihm offensichtlich bewusst wird, dass etwas anders wird.
und natürlich glaub ich, dass er sich locker einleben wird, wo wir hingehen, und dass kleine kinder weniger traumatisiert sind als wir grossen, denen noch vieles viel bewusster ist als den kiz. und trotzdem. dieses «tschüss krippe, ich hab dich mega lieb», das war so endgültig, wie ein vierjähriger endgültig versteht. noch drei tage.
das haus hat noch keine waschmaschine und keinen tumbler. meine aufgabe ist es, die zu besorgen. gehe ich gestern downtown switzerland in den f.ust unterm jelm.oli. sehe ein paar maschinen, und sofort kommt ein eifriger verkäufer und sagt: suchen sie eine waschmaschine? wir hätten da ein sonderangebot mit wärmepumpe. er labert weiter und ich höre nicht mehr zu. am schluss bekräftigt er: aber sie müssen sich schnell entscheiden, am 22. kann es schon wieder teurer sein.
damit wars für mich eh erledigt. ich war auch stinkesauer. das letzte mal auf einen verkäufer sauer war ich, als wir die küche aussuchten: das war jetzt einfach ein junger schnuufer, der seine produkte loswerden musste. ich mein, hallo? man fragt doch zuerst, was die bedürfnisse sind. dann wägt man vor- und nachteile ab und am schluss hat man auch mal was, das man vorher nicht wollte, aber man fühlt sich ernst genommen.
der badezimmerherr war so. er hat punkt für punkt auf der liste durchgemacht, was im budget drin ist, alternativen angeboten, sparpunkte aufgezeigt. dauerte zwei stunden und am schluss war ich nudelfertig, aber es ist das schönste badezimmer, das man sich vorstellen kann, für mich zumindest. ich hab dem herrn auch zwei mal ins gesicht gesagt: nein, kommt nicht in frage. (als er zum beispiel die schiebetüre für die dusche zeigte. das ist ja wirklich das schlimmste, wos gibt: putzen chancenlos, kalkherd, schimmelherd. wir haben jetzt eine glasplatte, die kann man besser putzen.)
aber, wie mein guter freund, der mitkam, sagte, das nächste mal, wenn mir einer mit energiesparen kommt, sag ich einfach: wer will denn schon energie sparen? wenn das alle tun würden, dann gingen zu viele arbeitsplätze flöten. darum: nix mit energie sparen. mich nimmt wunder, wie diese aalglatten typen darauf reagieren. aber meist, das zeigt die erfahrung, ist ihr humorpotient gleich null.
countdown läuft, der parkett ist drinnen. noch 13 tage. das glasgeschirr geht morgen auf die reise.
wir sind nicht mehr segler, dafür überflieger. wir sind nicht mehr alinghi, dafür simon. ansonsten geht mir olympia am allerwertesten vorbei.
das häxli ist eine tickende redebombe. sagte der eb letztens: «wenn du jetzt auch noch das reden anfängst, wird die redezeit für alle knapp.»
wir haben valentinstag dieses jahr ignoriert. es gab nicht mal ein feines essen. die mimosen hab ich mir auch selbst gekauft.
ich habe heute den budgetplan für das gemacht, was wir sonst noch brauchen - ein schönes büchergestell für die «bibliothek», ein paar gestelle fürs kinderzimmer und sonst noch kram - was macht das freude!
ci verimm.
gestern dann diesen lustigen «it's complicated» gesehen. meryl streep spielt eine köchin mit drei erwachsenen kindern. seit zehn jahren ist sie von ihrem mann geschieden, der von alec baldwin gespielt wird. am abend vor der abschlussfeier ihres sohnes treffen sie sich zufällig allein - er ist schon längst wieder verheiratet und hat einen stiefsohn - in der bar ihres hotels. sie verbringen die nacht zusammen, und selbst den kindern fällt irgendwann auf, dass mami und papi wieder miteinander reden können. das muss reichen zum inhalt: ich kann nicht verraten, ob sie wieder zusammen kommen oder nicht :-))
die streep und der baldwin spielen das in die jahre gekommene ex-ehepaar mit einer würde, die ich insbesondere von baldwin nicht erwartet hätte. er hat ein paar kilo zugenommen seit «l.a. confindential», um nicht zu sagen: er ist verfettet. sein versteifter gang und seine hölzernen bewegungen wirken old school; allein, es passt zu der absolut wunderbaren, leichten meryl streep. und: die chemie stimmt zwischen den beiden. auch das denkt man nicht unbedingt, wenn man an sich sie als paar vorstellt.
der film ist witzig, er hat pointen, die man nicht erwartet und solche, die man schon von weitem kommen sieht. der letzte film, den ich mit der streep gesehen habe, war «mamma mia», und da gefiel sie mir gar nicht. aber hier, als liebende, als zweifelnde, als mütterliche, und einmal sogar als bekiffte nimmt man ihr alles ab. alles. auch der geile baldwin, dessen junge frau unbedingt ein kind mit ihm will, zeigt trotz wabbelbauch und fettröllchen allover einige facetten: den liebenden vater seiner kinder, die zuneigung zu seinem durchgeknallten stiefsohn.
es ist kein film, über den man lange nachdenkt. und auch er handelt von dieser sehnsucht, die ich im buch «zwei an einem tag» beschrieben habe. jane und jake adler bekommen diese chance, dieses ausprobieren, ob die sehnsucht mit der realität standhält. ob sie sie packen: sehen, halt! was ich aber jetzt, einen tag danach, denke: mann, was war dat lustich! (der männliche teil des pärchens, das neben mir sagte, sagte zu seiner freundin: ich glaub ich muss dich bestrafen dafür, dass ich diesen film sehen musste.)
(meine freundin aus dem ex-osten und ihre schwester waren fassungslos ob der tatsache, dass es in der schweiz üblich ist, den film in den teil vor der glace und mit der glace einzuteilen. ansonsten war ich damit nochmals in zürichwest; danach nämlich noch im la salle auf einen, achtung, gschprützte wissä.)
ich lebe wieder. nicht dass ich an der schwelle zum jenseits stand oder so, aber ich merke: es gibt dinge, die kann ich wieder tun. exzessiv ins kino gehen zum beispiel. ich war seit kinderlos nicht mehr so oft im kino wie in den letzten zwei monaten, was auch damit zusammenhängen mag, dass ich zürich, dieses selbsternannte downtown switzerland, bald nicht mehr nur 20 minuten, sondern eine stunde und 20 minuten von mir entfernt habe.
ich kann auch wieder bücher lesen, richtige, dicke, mit intelligentem inhalt, ohne dass ich den fremdwörterduden zu rate ziehen muss. ich kann auch zwei, drei tage pause machen und danach dort weiter fahren, wo ich war, ohne wieder bei null anfangen zu müssen.
es gab eine zeit im leben, da waren mir hübsche französische problemfilmchen, wie es ein guter freund von mir einst ausdrückte, am liebsten. das war, als ich selbst noch keine relevanten probleme hatte, die sich in der heutigen zeit zum beispiel darin äussern, dass ich nach manchen nächten streichhölzer brauche, um wenigstens ein bisschen von der zu welt sehen. oder darin, ob das häxli noch neue strumpfhosen braucht oder ob die paar reichen, bis es hoffentlich endlich frühling wird und strumpfhosen nutzlos sind.
heute bin ich der guten, schöngeistigen unterhaltung nicht abgeneigt. aber ich mags, einen film zu sehen, über den ich danach nicht lange nachdenken muss. einerseits aus zeitgründen, andererseits weil ich des denkens überdrüssig geworden bin. insbesondere des denkens an theoretische schicksale. ich mag noch nicht mal mehr die was wäre, wenn-frage erörtern - das hab ich nämlich, abseits von celluloid und scheinwerferlicht, in der realität genug.
darum, heute abend, und es klingt fast wie ein widerspruch: «it's complicated».